Bremer fordern freie Flächen zum Feiern
- von Daniel
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Zuletzt hat die Polizei in Bremen einige nicht angemeldete Open Air Partys vorzeitig beendet. Grund genug uns mal näher mit dem Thema zu beschäftigen. Bei spontanen Open Airs (wir wollen das Wort "illegal" jetzt mal nicht benutzen) geht es im Grunde um Freiheit. Freiheit und darum dem Alltag zu entfliehen können. Hier werden für einige Stunden ganz eigene Welten geschaffen. Welten ohne Einschränkungen und vor allem selbst kreiert.
Ein spontanes Open Air ermöglicht es Jedem zu feiern. Ohne Einlaßkontrolle, ohne das der Klamottenstil gecheckt wird. Hier tanzen Ärzte und Lehrer mit Maurern oder Angestellten. Deutsche und Ausländer, Alte und Junge, völlig egal. Umso bunter, umso besser. Man lebt halt den Grundgedanken von elektronischer Musik: "Musik verbindet". Dazu kommt das Gefühl unter freiem Himmel zu sein. Man kann sich zurückziehen und auf seiner Decke liegen, tanzen oder sich mit anderen unterhalten... Für viele in der Szene ist das sicher der Inbegriff eines schönen Sommers.
Aber es gibt ja auch einige offizielle Veranstaltungen wie grade die Breminale oder der Heartbreakers Ball Open Air. Es gibt eine bunte Auswahl an Bars, Clubs und Diskotheken in Bremen ? reicht das denn nicht?
Viele können sich den Eintritt einfach nicht leisten oder haben nach dem sie gezahlt haben kein Geld mehr für Getränke etc. in der Tasche. Die spontanen Open Airs sind umsonst und draußen. Hier spendet im Normalfall jeder so viel er kann, um die Kosten für die Anlage, des Generators, Benzin usw., wieder reinzubekommen. Oft bekommen die Gäste auch als Dankeschön für die Spende ein Getränk geschenkt.
Im Club ist man räumlich eingeschränkt und im Sommer ist es stickig und heiß. Viele denken sich einfach: "Warum soll ich mir das antun, wenn es im Sommer Alternativen gibt?"
Natürlich hat ein Club auch Vorteile. Die Anlage fällt nie bis selten aus. Der Sound ist um Längen besser und man hat bei schlechtem Wetter ein Dach über dem Kopf. Auch gibt es eine tolle Beleuchtung... Im Wald oder auf der Wiese ist das meistens ein wenig schwierig. Erstmal wegen dem Stromverbrauch und weil man einfach keine Befestigungsmöglichkeiten hat. Aber die Leute sind kreativ und da werden auch schon mal 50 Taschenlampen mit Akkus aufgehängt die sich im dann im Wind wiegen.
Der größte Unterschied zu kommerziellen Veranstaltungen oder Clubs ist aber das Verhalten der Gäste nach der Veranstaltung. Im Club kommt die Reinigungskraft und alles wird aufgeräumt und geputzt. Auf den Open Airs läuft das anders ab. Da wird kurz die Musik ausgemacht, "Aufräumen!" gerufen und schon bilden sich Ketten aus Menschen, die den Boden absuchen. Meist ist der Platz sauberer als vorher. Denn es werden auch Altlasten von anderen mit aufgeräumt. Für die Gäste eine Selbstverständlichkeit. Viele Gäste sind sehr naturverbunden.
Was uns aber aufgefallen ist: Viele unterschätzen die Arbeit, die hinter diesen Open Airs steht. Die Initiatoren (es gibt ja eigentlich traditionell keine Veranstalter / Verantwortlichen, auf Grund der rechtlichen Situation) geben sich im Vorfeld sehr viel Mühe, um einen geeigneten Platz zu finden, an dem keiner gestört wird. Aus diesem Grund werden auch nicht alle Open Airs von der Polizei gefunden und aufgelöst.
Natürlich hat jeder das Recht auf Nachtruhe und das wird auch respektiert. Schützenfeste, die Breminale, Schlagerpartys oder andere große, laute Veranstaltungen werden trotzdem toleriert, aber kleine, friedliche Open Airs im Grünen oder in Industriegebieten von der Polizei aufgelöst? Vielleicht ist aber auch hier die Masse der Veranstaltungen die im Stadtgebiet stattfinden einfach der Auslöser.
Bei Facebook hat sich am Wochenende eine Gruppe (https://www.facebook.com/groups/ffm.bremen/?fref=ts) gegründet mit bereits über 600 Mitgliedern, die die Stadt Bremen auffordert Freiflächen in Bremen für solche spontanen Partys freizugeben und die Auflagen zu lockern. Bestens Falls nach dem Beispiel der Stadt Halle oder dem Schweizer Modell.
Stadtamtsleiterin Marita Wessel-Niepel sagt, dass es in Bremen kaum solche Flächen gibt, wo der Lärm niemanden stört. Gebiete in der Überseestadt hält Wessel-Niepel beispielsweise für nicht geeignet.
Nach unseren Informationen besteht aber gar kein Interesse daran in der Überseestadt solche Flächen zu finden. Die Flächen müssen in einem reinen Industriegebiet und / oder weit von Wohngebieten entfernt liegen. Mischgebiete, wie die Überseestadt sind da völlig ungeeignet. Mögliche Flächen findet man vermutlich vorwiegend an der Autobahn oder im Süden von Bremen. Stadteigene Brachflächen, die zur Erweiterung von Gewerbegebieten verplant sind, sind für eine Zwischennutzung von subkulturellen Gruppen super geeignet. Spül- und Überschwemmungsflächen ebenfalls.
Die Bewegung Freiflächen für Musik kommt eigentlich aus Berlin und kann dort schon einige Erfolge verzeichnen.