Tinnitus - PIEPEN IM OHR

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Es gibt Dinge, über die spricht man nicht. In unserer glitzernd-glamourösen Welt des Nightlife und der ewigen Party stehen Hörschäden auf der Liste der Tabu-Themen ganz weit oben. Insgesamt 7 Millionen Deutsche leiden daran, DJs Partygänger sind natürlich besonders gefährdet. Kaum ein DJ oder Musiker möchte offen zugeben, dass er daran erkrankt ist. Aus Angst vor Vorurteilen wie "wer ein Ohrenproblem hat, bekommt so gut wie kein Übergang mehr hin" und daraus resultierenden negativen Einflüssen auf die Karriere wird das Problem totgeschwiegen. Doch gerade dadurch ist Tinnitus längst zu einem weitverbreiteten Leiden nicht nur bei DJs, sondern auch bei "normalen" Clubbern geworden.

Was ist Tinnitus?

Tinnitus ist ein chronischer Hörschaden, der sich durch ein mehr oder weniger lautes Pfeifgeräusch im Ohr äußert. Etwa so wie das Pfeifen, das die meisten schon mal von einem Fernseher gehört haben.

Ursachen

Meist entsteht ein Tinnitus als Folge eines Hörsturzes. Bei einem Hörsturz werden die Haarsinneszellen, die im Ohr liegen und die Akustiktischen-Schwingungen an die Hörnerven weitergeben, irreparabel geschädigt. Diese Zellen kann man sich wie eine Rasenfläche vorstellen: wenn gelegentlich ein paar Kinder darauf spielen, werden einige Grashalme geknickt, erholen sich aber wieder. Wenn aber eine Fußballmannschaft ohne Pause darauf spielt, entstehen bleibende Schäden. Genau so verhält es sich auch mit euerm Gehör: von gelegentlichen Belastungen erholt es sich nach entsprechenden Ruhepausen zusammenkommen (Hallo Berufs-Djs ;-), dann steigt das Risiko, einen Schaden zu erleiden. In fast jeder Disco herrscht von den Boxen ein Schalldruck über 100, bei Konzerten sogar in aller Regel über 110 Dezibel. Das entspricht etwas dem Lärm einer Kreissäge. Die medizinisch unbedenkliche Aufenthaltsdauer bei 100dB beträgt 15 Minuten. Zum Vergleich: der Gesetzgeber schreibt schon ab 90dB Lautstärke am Arbeitsplatz das Tragen von Gehörschutz vor. Stellt euch mal vor, ihr würdet in der Disco stundenlang eine Kreissäge hören, in der gleichen Lautstärke wie die Musik. Das wäre nur wenige Minuten zu ertragen. Laute Musik dagegen wird als angenehm empfunden, aber der Einfluss auf die Ohren ist in beiden Fällen derselbe.

Dabei sind es vor allem die mittleren und hohen Frequenzen, die dem Ohr schaden. Genau das empfindet man aber auch schnell selbst als ein unangenehmes Hörgefühl. In vielen Clubs sind die Soundanlagen nicht allzu gut ausgestattet und vor allem nicht professionell eingestellt; meint der DJ es dann zu gut und dreht die EQ-Regler am Mischpult voll auf, können die HiHats und Vocals schon mal richtig wehtun… Die Intensität der Bässe hat dagegen nicht so hohen Einfluss auf das Ohr, auch wenn es noch so um Bauch drückt.

Müssten wir jetzt nicht alle schon längst einen Hörschaden haben? Wenn man nach obiger Regel geht, ist die Wahrscheinlichkeit dafür groß. Allerdings haben die meisten Menschen eine recht große Widerstandsfähigkeit gegen Lärm und sind in der Lage, vorübergehend starke Belastungen wie einen mehrstündigen Discobesuch mit der Zeit zu verarbeiten. Die Ohren regenerieren sich wieder. Wie von einem Ohrenarzt zu erfahren ist, sind aber etwa 5% der Menschen nicht mit dieser Widerstandsfähigkeit gegen Lärm gesegnet, für sie herrscht ein besonders großes Risiko. Im Extremfall reicht für diese Gruppe ein einziger Konzertbesuch mit stundenlangem vor der Box stehen, um für den Rest des Lebens einen Hörschaden davon zutragen.

Aber auch die restlichen 95 % der Menschheit sind nicht immun gegen Tinnitus, sie haben nur eine höhere Widerstandsfähigkeit. Wer sich regelmäßig großen Lautstärken aussetzt, ist trotzdem besonders gefährdet. Tinnitus entsteht in den meisten Fällen nicht allein durch eine kurze, vorübergehende Lärmeinwirkung, sondern durch eine Kombination aus lang anhaltender hoher Lautstärke, ohne ausreichende Erholungspausen für die Ohren und Stress im Allgemeinen. Diese Kombination kennt wohl jeder Berufs-DJ: am Freitag den ersten Auftritt des Wochenendes, nur wenige Stunden Schlaf, bevor es in den Flieger zum nächsten Club geht, wo die Ohren wieder stundenlang belastet werden. Auch Produzenten, die sich ständig im Studio hohen Lautstärken aussetzen, gehören zur Risikogruppe.

Anzeichen

Wohl jeder hatte schon einmal nach einem Discobesuch ein Pfeifen im Ohr, hörte nur noch dumpf, oder hatte ein „volles Gefühl“ im Ohr, so als wäre Wasser im Gehörgang. Man spricht dann von vorübergehender Lärmschwerhörigkeit. In aller Regel verschwindet dies wieder, wenn man ein paar Stunden geschlafen und seinen Ohren eine Pause gegönnt hat. Wenn die Probleme aber nach ein paar Stunden noch nicht verschwunden sind: sucht sofort einen Arzt auf! Ihr könntet einen Hörsturz erlitten haben, der oft von einem Tinnitus begleitet wird. Ein Notdienst ist auch am Sonntag oder an Feiertagen zu erreichen. Auch wenn das Pfeifen zwar verschwunden ist, aber ein paar Tage später nach einer kurzen Lärmeinwirkung wiederkehrt, solltet ihr sofort einen Arzt aufsuchen. Keine Angst, dass ihr euch lächerlich macht. Das ist der Job eines Arztes mit diesen dingen umzugehen.

Wenn ihr regelmäßig in die Disco geht und öfter eine vorübergehende Schwerhörigkeit und ein Pfeifen wahrnehmt, solltet ihr dringend darüber nachdenken, euer Gehör in Zukunft besser zu schützen.

Folgen

Wenn die Sinneszellen in Ohr einmal geschädigt sind, geben sie oft falsche Impulse an die Hörnerven weiter, die dann als Pfeifen wahrgenommen werden – Tinnitus. Durch einen Hörsturz kann auch das Hörvermögen eingeschränkt werden, man nimmt bestimmte Frequenzen nicht mehr richtig wahr und hört alles nur noch dumpf.

Tinnitus äußert sich bei jedem anders. Manche Betroffene nehmen das Pfeifen ständig wahr, andere nur in bestimmten Situationen, z.B. bei Stress oder nach einer Nacht im Club. Bei einem ist es kaum wahrnehmbar leise, bei dem anderen ständig laut, manchmal schwant die Lautstärke auch. Mit der Zeit kann ein Tinnitus sich verschlimmern oder auch verbessern. Über eines sind sich alle einig: Wer einen Tinnitus hat, muss damit leben lernen. Es kann einen geradezu in den Wahnsinn treiben und psychisch krank machen, wenn man sich ständig auf das Pfeifen konzentriert. Manche Betroffene sind so gar nicht mehr in der Lage, ihren Beruf auszuüben, weil sie sich einfach nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren können. Für die meisten ist es aber auch mit Tinnitus möglich, ein normales Leben zu führen. Besonders unangenehm wird Stille empfunden, weil das Pfeifen dann überdeutlich wahrgenommen wird.

Schutz

Vom einfachen Gehörschutzstöpsel Silikon von evo-cative - 10 Paar - wiederverwendbare Ohrstöpsel mit Kordel im Spender + BOX bis hin zum HiFi-Musiker-Plug. Die günstigste Vorsorge: lasst einen kostenlosen Hörtest beim Arzt oder Akustiker machen, um zu sehen, ob mit euren Ohren noch alles okay ist. Dann wisst ihr schon mal, ob ihr gesund seid oder ob bereits einen Hörsturz habt. Vielfach nimmt man eine schleichende Verschlechterung des Gehörs, wie sie oft noch Jahre oder sogar nach jahrzehntelangem lautem Partyleben auftaucht, subjektiv gar nicht wahr. Gegen eine Verschlimmerung kann man sich aber schützen. Es gibt für fast alle Bedürfnisse und Budgets geeignete Schutzmaßnahmen, um zu verhindern, dass die Ohren bei lauter Musik Schaden nehmen.

Einfach-Gehörschutzstöpsel

(z.B. EAR Ultrafit & Hearsafe Quiet) Ab 2-3 Euro erhaltet ihr in der Apotheke, beim Akustiker und auf den meisten Großveranstaltungen Schaumstoff- oder Gummi-Stöpsel verschiedener Marke, die den meisten normalen passen. Diese Stöpsel mehrmals verwendbar, abwaschbar und geben schon einen hohen Schutz (ca. 25db) Vorteile: günstig, hohe Schutzwirkung. Nachteile: Die Musik klingt dumpf und Gespräche sind nur schwer zu verstehen. Von außen sichtbar.

Universelle Stöpsel mit Filter

(z.B. Musicsafe Hearsafe ER-20) Etwa 25 Euro müssen für diesen Gehörschutz angelegt werden. Dank ihrer Lamellen passen diese Stöpsel universell für die meisten Ohren. Im Gegensatz zu der oben genannten günstigeren Alternative sind diese Stöpsel nicht massiv sondern, haben in der Mitte eine Röhre, in diese Röhre wird ein Filter eingesteckt, der zwar alles leiser macht, den Klang aber kaum verfälscht. Ihr nehmt die Musik also genau so wahr wie ohne Gehörschutz, nur etwas leiser, und habt nicht das Gefühl. das eurer Ohr abgeschlossen ist. Vorteile: Relativ günstig. Unverfälschter Klang. Langlebig. Nachteile: Da die Stöpsel immer ein wenig aus dem Ohr herausragen, sieht man sie von außen. Außerdem können sie unter einem Kopfhörer getragen störend wirken.

Maßgefertigte Gehörstöpsel mit Filter

(Elacin ER-Serie) etwa 160 Euro kostet die Luxusvariante im Bereich Musiker-Hörschutz. Dazu werden beim Akustiker Andrucke euer Ohr genommen und individuelle Silikon-Ohrstöpsel angefertigt. Wie die günstigere Universal-Lösung haben diese Stöpsel eine Röhre in der Mitte, in die ein Filter eurer Wahl eingesetzt wird. Dieser Filter senkt den Schalldruck für euer Ohr wahlweise um 9, 15 oder 25dB, ohne den Klang zu verfälschen. Vorteile: Sehr unauffällig und komfortabel zu tragen, auch unter dem Kopfhörer. Unverfälschter Klang. Optional lässt sich ein Inear Hörer einklinken. Nachteile: Teuer. Nach einigen Jahren passt der Stöpsel nicht mehr, da sich die Form des Ohrs mit der Zeit verändert.

Therapien

Eine universelle Therapie gegen Hörsturz und Tinnitus gibt es noch nicht. Es gibt zwar verschiedene Maßnahmen wie etwas durchblutungsfördernde Tabletten, Infusionen und blutverdünnende Medikamenten, oder die "hyperbare Sauerstofftherapie" zur Steigerung des Sauerstoffgehalts im Ohr, aber diese helfen nicht bei jedem. Einige Betroffene erfahren eine deutliche Verbesserung, bei anderen schlagen die Therapien gar nicht an. Wichtig: je frischer der Hörschaden ist, desto größer sind eure Heilungschancen. Also geht sofort zum Arzt, wenn ihr den Verdacht habt, euch einen Hörschaden eingefangen zu haben. Für weitere Informationen wendet euch an einen Arzt oder Hörakustiker.

 

Links zum Thema

https://de.wikipedia.org/wiki/Tinnitus
http://www.apotheken-umschau.de/Tinnitus
https://www.audibene.de/tinnitus/

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